Kurze Geschichte des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der Republik Türkiye
Die ausländische Dienstleistung der Republik Türkiye wurde auf der fundierten Tradition der osmanischen Diplomatie gegründet, die eine lange Vergangenheit hat.
Einer der signifikanten Gründe, warum das Osmanische Reich jahrhundertelang eine weite Geographie beherrschte, liegt darin, dass es seine ausdrucksvolle diplomatische Tradition als ein wirksames Mittel einsetzte.
Bis zum 19. Jahrhundert wurden die auswärtigen Angelegenheiten des Osmanischen Reiches vom „Reis-ül Küttap“ (Chefsekretär) durchgeführt. Reis-ül Küttap war allerdings auch mit anderen Aufträgen wie der Führung der Aufzeichnungen und Durchführung des staatlichen Schriftverkehrs betraut. 1793 wurde unter der Herrschaft des Selim III. die erste ständige Botschaft in London eröffnet und Yusuf Agah Efendi wurde zum ersten ständigen Botschafter des Osmanischen Reiches ernannt. Somit nahm das Osmanische Reich eine Diplomatie auf der Grundlage der ständigen Vertretung und Gegenseitigkeit an. Die osmanischen Botschafter in europäischen Ländern spielten eine beschleunigende Rolle für den Westernisierungs- und Reformprozess des Reiches und wurden die Vorreiter seiner Modernisierung, indem sie, neben der Durchführung der bilateralen Beziehungen, Informationen über die Länder, in denen sie im Dienst waren, an die Hohe Pforte übermittelten.
Unter der Herrschaft von Mahmut II. wurde im Rahmen der Umstrukturierung des Systems „Reis-ül Küttap“ im Einklang der diplomatischen Bedürfnisse und Bedingungen jener Zeit das Büro für Übersetzungen eingerichtet. Da die auswärtigen Angelegenheiten deutlich zugenommen und an Bedeutung gewonnen hatten, wurde das Amt „Reis-ül Küttap“ 1836 als Ministerium hochgestuft. Der letzte Reis-ül Küttap Yozgatlı Akif Efendi wurde zum ersten Minister für Auswärtige Angelegenheiten ernannt.
Der Grundstein unserer Außenpolitik in der republikanischen Ära wurde in den ersten Jahren des Nationalkampfes gelegt. Im Anschluss an die Eröffnung der Großen Nationalversammlung der Türkiye am 23. April 1920 wurde das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten am 2. Mai 1920 als Teil der ersten Nationalen Regierung eingerichtet und Bekir Sami Bey wurde zum ersten Außenminister ernannt. Das Außenministerium, welches durch äußerst beschränkten Ressourcen eingerichtet wurde, nahm mit der Verstärkung der Kontakte mit der außen Welt seine Aufgaben trotz aller Schwierigkeiten hingebungsvoll wahr und spielte eine signifikante Rolle im Prozess, der zum Vertrag von Lausanne führte.
Nach der Gründung der Republik fing das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten an, seine Organisation im Inland zu stärken und seine Vertretungen im Ausland zu erweitern. 1927 wurde die erste umfassende gesetzliche Regelung über die Organisation des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten erlassen und die Grundsteine seiner heutigen Struktur wurden mit der Verabschiedung des Gesetzes Nummer 1154 gelegt.
Seit der Gründung der Republik im Jahr 1923 wurden die Vision und Prinzipien des großen Führers Atatürk zu einem Leitfaden für die türkische Außenpolitik und seine Maxime „Frieden im Lande, Frieden in der Welt“ stellt das grundlegende Ziel der Politik dar. Dementsprechend verfolgt die Türkiye seit den 1930er Jahren eine aktive und friedliche Außenpolitik. Eine effektive Diplomatie, die trotz aller Drücke die Interessen der Türkiye wahrte, verhinderte, dass die Türkiye in den II. Weltkrieg hineingezogen und folglich verwüstet wurde.
Die internationale Ordnung nach dem II. Weltkrieg prägte die türkische Außenpolitik und somit die Struktur und Tätigkeiten des Außenministeriums maßgeblich. Mit der Verstärkung ausländischer wirtschaftlichen Beziehungen und Verbreitung der internationalen Wirtschaftsorganisationen wurde die Wahrung unserer Interessen in diesem Bereich unter die Verantwortlichkeit des Außenministeriums gebracht.
Im Einklang mit den Bemühungen um die zunehmende internationale politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit und Organisation nach 1945 nehmen neben der Durchführung bilateraler Beziehungen auch die multilateralen politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten ihren gewichtigen Platz unter den Funktionen des Außenministeriums ein. Die wachsende Bedeutung der multilateralen Diplomatie und die Verbreitung internationaler Organisationen führten auch zu einer Zunahme der Zahl unserer ständigen Missionen, welche bei diesen Organisationen akkreditiert sind.
In den 1950er Jahren wurde das Netzwerk der Botschaften und Auslandsvertretungen des türkischen Auswärtigen Dienstes erheblich erweitert, da die Vertretungen, die während des Zweiten Weltkriegs vorübergehend geschlossen worden waren, wiedereröffnet und neue Botschaften und ständige Missionen in verschiedenen Hauptstädten errichtet wurden.
In den 1970er Jahren erlebten wir eine Welle des organisierten armenischen Terrorismus, der sich gegen türkische Beamte und ihre Familien richtete, die bei Auslandeinsätzen tätig waren. Bei den Attentaten der armenischen Terrororganisation ASALA und der griechischen Terrororganisation 17. November kamen insgesamt 34 Beamte des türkischen Außenministeriums ums Leben, darunter fünf Botschafter.
Wichtige Entwicklungen fanden im Ministerium statt und nach dem Kalten Krieg wurden strukturelle Veränderungen in der Gestaltung unseres Ministeriums durchgeführt. Die Zahl unserer Auslandseinsätze nahm mit der Entstehung neuer Staaten in diesem Zeitraum deutlich zu. Gleichzeitig brachten der Wandel und die Herausforderungen in der Region, die wir in den 90er Jahren erlebt haben, unterschiedliche neue Risiken und Chancen für die türkische Außenpolitik mit sich und verstärkten die Bedeutung und Rolle der Türkiye bei der Sicherstellung von Frieden, Stabilität und Wohlstand in dieser fragilen Nachbarschaft weiter.
Im Jahr 1924 verfügte die Republik Türkiye insgesamt 39 diplomatische und konsularische Vertretungen im Ausland. Heute ist sie mit 246 Missionen auf der ganzen Welt vertreten. Diese Missionen bestehen aus 142 Botschaften, 13 ständigen Vertretungen bei internationalen Organisationen, 89 Generalkonsulaten, einer Konsularagentur und einem Handelsbüro.
Der türkische Außendienst, der mit insgesamt 1796 (ab 2017) Diplomaten in der Zentrale und den Auslandsvertretungen tätig ist, führt und fördert weiterhin die internationalen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen der Türkiye im bilateralen und multilateralen Kontext und trägt in seiner Region und darüber hinaus zu Frieden, Stabilität und Wohlstand bei.