1. Der allgemeine Ansatz von Türkiye bei der Drogenbekämpfung:
1.1. Der Drogenhandel hat sich zu einem regionalen und internationalen
Verbrechen entwickelt, das die nationalen Grenzen überschreitet. Der
weltweite Anstieg der Zahl der Drogenabhängigen, die hohen Gewinne aus dem
Drogenhandel, die Tendenz terroristischer Organisationen, einen immer
größeren Anteil an diesen Gewinnen zu erzielen, und die technologischen
Entwicklungen haben die Produktion und den Handel mit Drogen beschleunigt
und das Problem zu einer großen Herausforderung gemacht, die eine
umfassende globale Bekämpfung erfordert. Es ist daher klar, dass die Lösung
des Drogenproblems eine gemeinsame Aufgabe ist, die internationale
Zusammenarbeit erfordert. Türkiye geht mit diesem Verständnis an die Sache
heran und unterstützt zusätzlich zu ihren Bemühungen auf nationaler Ebene
nachdrücklich die Bemühungen um eine verstärkte Zusammenarbeit auf
regionaler und globaler Ebene.
Aufgrund der geografischen Lage von Türkiye versuchen Drogenhändler,
Türkiye als Transitroute zu nutzen, um asiatische Drogen zu den europäischen
Drogenmärkten zu transportieren, was dazu geführt hat, dass Türkiye eine
wichtige Funktion bei der Bekämpfung dieses Problems auf internationaler
Ebene einnimmt. Der erfolgreiche Kampf von Türkiye gegen Schmugglernetze
und ihre entschlossene Haltung, die den Drogentransit durch unser Land
nicht duldet, werden auf der internationalen Arena gewürdigt. Die in diesem
Bereich durchgeführten Operationen, die zerschlagenen Schmugglernetze und
die großen beschlagnahmten Drogenmengen haben die Schmuggler veranlasst,
nach alternativen Routen zu suchen.
1.2. Türkiye ist Vertragspartei aller einschlägigen Verträge, insbesondere
des Einheitsübereinkommens von 1961, des Übereinkommens über psychotrope
Stoffe von 1971, des UN-Übereinkommens gegen den unerlaubten Verkehr mit
Suchtstoffen und psychotropen Stoffen von 1988 und des Protokolls zur
Änderung des Einheitsübereinkommens von 1961 von 1972.
1.3. Türkiye hat über 200 Abkommen mit 106 Ländern unterzeichnet, die
Bestimmungen über die Zusammenarbeit bei der Drogenbekämpfung enthalten. In
diesem Zusammenhang gibt es türkische Kontaktpersonen in verschiedenen
europäischen Ländern sowie ausländische Kontakpersonen aus verschiedenen
Ländern in Türkiye.
Das Abkommen zwischen der EU und Türkiye über Vorprodukte und chemische
Stoffe, die häufig für die unerlaubte Herstellung von Suchtstoffen oder
psychotropen Substanzen verwendet werden, trat am 28. April 2004 in Kraft.
Im Rahmen unserer nationalen Bedürfnisse und unserer Verpflichtungen
hinsichtlich der Beitrittsprozess zur Europäischen Union trat am 20.
November 2006 das "Nationale Politik- und Strategiedokument zur Bekämpfung
von Suchtmitteln und Drogenabhängigkeit" von Türkiye für den Zeitraum
2006-2012 in Kraft. Das Strategiedokument sah die Aufstellung von zwei
separaten Aktionsplänen für jeweils 3 Jahre vor. Der erste Nationale
Drogenaktionsplan (2007-2009) wurde umgesetzt und der zweite Nationale
Aktionsplan (2010-2012) trat am 09.11.2010 in Kraft.
1.4. In unserem Land wurde auf höchster Ebene ein Kampf gegen synthetische
Cannabinoid-Derivate eingeleitet, an dem mehrere Interessengruppen beteiligt
sind. In diesem Sinne wurde 2015 der Notfall-Aktionsplan und das
Strategiedokument zur Drogenbekämpfung ausgearbeitet, gefolgt von dem
Nationalen Aktionsplan und dem Strategiedokument zur Drogenbekämpfung für
den Zeitraum 2016-2018. Schließlich wurde das Nationale Strategiedokument
und der Aktionsplan für die Drogenbekämpfung 2018-2023 ausgearbeitet und
ein Fahrplan für die Drogenbekämpfung bis 2023 festgelegt, der die
Koordinierung und Abstimmung im ganzen Land sicherstellen soll.
1.5. Unser Land leistet auch in jeder Phase wichtige Beiträge zur Arbeit
von Organisationen, die für die internationale Zusammenarbeit im Bereich der
Drogenbekämpfung zuständig sind.
- Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Büro der Vereinten Nationen
für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC). Türkiye ist einer der größten
Beitragszahler des UNODC. Türkiye nimmt aktiv an den Sitzungen
Suchtstoffkontrollrat (INCB) teil, die die Aktivitäten des UNODC für das
Drogenkontrollprogramm im Rahmen der Drogenbekämpfung festlegt.
- Türkiye nimmt auch an dem Konsultations- und Koordinierungsmechanismus,
der so genannten "Pompidou-Gruppe", teil, die im Rahmen des Europarats
eingerichtet wurde und an der hohe Beamte der Mitgliedstaaten, die für die
Drogenbekämpfung zuständig sind, teilnehmen, und beteiligt sich aktiv an
deren Aktivitäten.
- Türkiye profitiert auch von den Kenntnissen und Erfahrungen regionaler
Organisationen wie dem Zentrum für die Bekämpfung der grenzüberschreitenden
Kriminalität der Südosteuropäischen Kooperationsinitiative (SECI), der
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (ECO) und der Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit am Schwarzen Meer (BSEC).
1.6. Im Rahmen der Zusammenarbeit von Türkiye mit dem UNODC wurde in Ankara
die "Türkische Internationale Akademie für die Bekämpfung von Drogen und
organisierter Kriminalität" (TADOC) gegründet, um Schulungen im Bereich der
Bekämpfung von Drogen und organisierter Kriminalität anzubieten. Im
Ausbildungszentrum der Akademie werden neben den Vertretern der zuständigen
Institutionen in Türkiye auch Strafverfolgungseinheiten der Balkanländer und
der Länder, mit denen Türkiye bilaterale Kooperationsabkommen geschlossen
hat, in der Bekämpfung des Menschenhandels und der organisierten
Kriminalität geschult.
Darüber hinaus ist die Ausbildungsakademie für Drogenbekämpfung (NEA), die
die alleinige Autorität für nationale und internationale Schulungsmaßnahmen
über den Handel mit allen Arten von Drogen und Stimulanzien, psychotropen
Substanzen und chemischen Zwischenprodukten, die zu ihrer Herstellung
verwendet werden, ist, mit ihren auf die Bedürfnisse unserer Region
abgestimmten Schulungsprogrammen, ihrem erfahrenen Personal und ihren
modernen Einrichtungen eine führende Institution im akademischen Bereich
der Drogenbekämpfung in der Region.
1.7. Türkiye hat beschlossen, der Europäischen Beobachtungsstelle für
Drogen und Drogensucht (EMCDDA) mit Sitz in Lissabon beizutreten. Das
Beitrittsabkommen wurde am 26. August 2004 in Ankara paraphiert und am 30.
Oktober 2007 unterzeichnet.
1.8. Türkiye ist sich der Tatsache bewusst, dass die Bekämpfung des
illegalen Handels nur einen Teil des globalen Drogenproblems darstellt.
Solange der illegale Anbau und die Nachfrage hoch bleiben, ist es
schwierig, dieses Problem zu überwinden. Vor diesem Hintergrund teilt
Türkiye die Ansicht, dass ein ausgewogener Ansatz in Bezug auf Nachfrage
und Angebot verfolgt werden muss.
1.9. Es ist eine allgemein anerkannte Tatsache, dass der Terrorismus durch
verschiedene organisierte Straftaten, insbesondere den Drogenhandel,
finanziert wird. In diesem Zusammenhang ist bekannt, dass ein großer Teil
der Einnahmen terroristischer Organisationen, insbesondere der PKK, aus dem
Drogenhandel, vor allem mit europäischen Ländern, stammt. Die PKK, die über
ein ausgedehntes verdecktes kriminelles Netz und Tarnorganisationen in
Europa verfügt, kontrolliert auch den Drogenverkauf auf der Straße. Die
Beteiligung der PKK an der organisierten Kriminalität, einschließlich des
Drogenhandels, wird im TE-SAT-Bericht von Europol hervorgehoben. Außerdem
wurden acht Mitglieder der PKK-Führung auf die US-Liste der Drogenhändler
gesetzt, die nach dem Gesetz zur Bestimmung des ausländischen Drogenhandels
sanktioniert sind.